Wie Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler zu einem der mächtigsten Männer in Südtirol wurde

Leserbrief von Erich Kofler Fuchsberg, Naturns - Leo TiefenthalerLeserbrief von:
Erich Kofler Fuchsberg, Naturns

© ff – Das Südtiroler Wochenmagazin
Heft Nr. 39, 2018
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Titelgeschichte in ff 37/18

Südtirol ist ein Land, das sich mit Gegensätzen nicht schwertut und diese auch zu kultivieren weiß, wobei der markanteste Gegensatz jener zwischen Form und Inhalt zu sein scheint. Während Inhalte nicht angetastet werden, ist die Pflege der Form eine Südtiroler Spezialität. Herausgeputzte Selbstdarstellung auf allen Ebenen wie die saubere, beste Obstindustrie, wo kein Zweig sich falsch biegt, kein überzähliger Grashalm das Bild beleidigt, wo stramme Chemiebahnen gezogen werden, bis kein Vogel, keine Biene sich mehr rührt. Formal ein Aufmarschgebiet, inhaltlich eine veraltete Version, die keinerlei Potenz besitzt, sich den Fragen der Zukunft zu stellen. Flurbereinigung und politische Säuberungen haben inhaltlich und formal Ähnlichkeiten.
Hier wie dort heißt es begradigen, ausreißen, ausmerzen, zurückstutzen oder niederspritzen. Wenn nun eine Gemeinde Inhalte hinterfragt, eine Bevölkerung, über 75 Prozent einer Gemeinde, der Meinung sind, verbrauchte Inhalte sollten überdacht, neu bewertet werden, dann fühlen sich der Agroapparat, die Landesregierung und der Landesrat beleidigt und rufen nach Vergeltung. Merkmal eines jeden verklemmten  oder lobbygesteuerten politischen Organismus ist die Unterdrückung inhaltlicher Auseinandersetzung und Erneuerung, während das Kultivieren der Fassaden und Formalitäten geschätzt und gefördert wird. Den Kontrast hierbei bildet der wenigen vorbehaltene, formal gut organisierte Gewinn, gegenüber einer breiten inhaltlichen Verarmung, die das gesamte Land betrifft.

Datei: 20180927_FF_Bauernführer_im_Nadelstreif.pdf
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