Verein zum Schutz der BergweltSehr geehrte Herren Schwaderer, Veith und Fragner-Unterpertinger, wir kennen uns aus früheren Kontakten.
Wir freuen uns für die Gemeinde Mals und für die Initiative „Der Malser Weg“ für den EuroNatur-Preis 2020, gratulieren beiden ebenso wie der Stiftung EuroNatur, den diesjährigen EuroNatur-Preis 2020 an die Gemeinde Mals „Für den Mut und die Beharrlichkeit vieler Menschen“ zu vergeben.

Bürgerinnen und Bürger der Vinschger Gemeinde Mals haben sich entschieden, auf ihrem Gemeindegebiet konsequent gegen Pestizide vorzugehen. Vor dem Hintergrund der sog. Krefeld-Studie zum Insektensterben (2017) hat der Verein zum Schutz der Bergwelt in seiner Jahrbuchreihe das Jahrbuch 2019 mit dem „Schwerpunkt Insektensterben“ herausgegeben.

In diesem Jahrbuch habe ich als Schriftleiter auch die Pestizidproblematik als eine der Hauptursachen für das Insektensterben z.B. auch im Vinschgau beleuchten lassen und hatte dazu Prof. Dr. Gerhard M. Tarmann (Sammlungs- und Forschungszentrums der Tiroler Landesmuseen) / Hall i. Tirol berichten lassen zum Thema „Zygaeniden lügen nicht – Schmetterlinge aus der Familie der Widderchen (Zygaenidae) sind biologische Messgeräte zur Pestiziderkennung in der Luft“

Daraus seine Zusammenfassung: Seit über 50 Jahren werden in den Alpen Widderchen (Lepidoptera, Zygaenidae) besonders genau beobachtet und untersucht. Der Bestand an individuenstarken Populationen ist in dieser Zeit besonders in den Tallagen extrem zurückgegangen und in den meisten großen Talböden sind sie heute verschwunden. Neben den offensichtlichen Gründen wie Lebensraumvernichtung durch Baumaßnahmen und Intensivierungen in der Landwirtschaft kommt dazu, dass Widderchen viel empfindlicher auf durch Umweltgifte kontaminierte Luft reagieren als viele andere Insekten. Diese Tatsache wurde vor etwa 20 Jahren bei Schmetterlingsstudien in Wiesen und Weiden Südtirols erstmals erkannt. Zygaeniden waren in vielen Habitaten bereits verschwunden, wo es noch Tagfalter und andere Insekten gab. Es wurden daher mehrere Detailstudien speziell diesem Thema gewidmet und die noch vorhandenen Widderchen-Populationen der mittleren Südalpen, besonders jene von Südtirol, verstärkt beobachtet. Die letzte große Studie fand von 2015 – 2018 in Mals im Obervinschgau statt. Die Ergebnisse zeigen, dass es Störungen überall dort gibt, wo im Tal Intensivobstbau (besonders Apfelanbau) betrieben wird und Pestizideinsatz stattfindet. Die durch die thermischen Winde verfrachteten Giftstoffe beeinflussen offensichtlich die Umwelt noch weitab von den Plantagen bis hoch hinauf auf die Hänge, besonders wenn diese südexponiert und die aufsteigenden warmen Luftströmungen stark sind. Dieser Gradient wird durch das Vorkommen oder Fehlen der Widderchen gut angezeigt. Sie fehlen bei Kontamination in den Tallagen und in den unteren Hanglagen. Erst mehrere hundert Meter über der Talsohle normalisiert sich die Lage. Nachweise von Spritzgiften in der Luft durch eine neue Studie des Umweltinstitutes München von 2018 im selben Gebiet decken sich bestens mit den beobachteten Befunden bei den Widderchen.

Zu unserer Jahrbuchreihe siehe auch: www.vzsb.de/ und www.vzsb.de/publikationen

Unser Jahrbuch kann zum Sonderpreis von 20 € über unsere o.g. Geschäftsstelle bestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen, Dr. Klaus Lintzmeyer Schriftführer & Schriftleiter des Jahrbuches