Wer hat da noch den Durchblick? – 5 Leserbriefe

20180111_Leserbrief_Heinrich-Tischer_MERANvon Heinrich Tischler, Meran
In den »Dolomiten“ vom letzten Wochenende gab es sehr unterschiedliche Aussagen zum Thema Pestizide
1. Absteiger der Woche: Ulrich Veith wegen seiner Aussage in der Zeitschrift „Geo Saison“.
2. Zwei Leserbriefe, einer mit bösen Aussagen gegenüber dem Buchautor von „Das Wunder von Mals“ der andere zur Unterstützung von Menschen, die auf die Giftigkeit der Pestizide hinweisen.
3. ln der Rubrik „Gesundheit“ mit Dr. Cristina Tomasi, wo es um gefährliche Chemie zu Lasten unserer Gesundheit geht, steht unter dem Stichword „Glyphosat“ unter anderem „40.000 Todesfälle von Landwirten durch toxische Nierenentzündung sind bekannt“.
All das in einer einzigen „Dolomiten“-Ausgabe, da könnte man glatt den Durchblick bzw. Überblick verlieren.

20180111_Anna-Planatscher_NALSvon Anna Planatscher, Nals
Zur Pestizid-Debatte habe ich einige Fragen: Warum nisten Vögel so gern und erfolgreich in den Apfelbäumen, ziehen Feldhasen ihre Jungen in den Apfelwiesen groß, treiben sich Frösche, Kröten und andere Kleintiere in den Plantagen herum? Warum gehen im Winter Mäusebussarde auf die Jagd nach Mäusen in den Anlagen?
Diese Fragen sollten sich Herr Veith und seine Anhänger stellen. Die nicht fundierten Aussagen und Veröffentlichungen sind Giftspritzen gegen Obstbauern und Tourismus und richten mehr Schaden an als Hagel und Frost!

20180111_Hanes-Fliri_NATURNSvon Hanns Fliri, Naturns
Die Malser Initiative für eine pestizidfreie Gemeinde hat eine Entwicklung in Gang gesetzt, welche einmalig ist. Nach dem Grundsatz, dass Gesundheit wichtiger ist als kurzfristiges Gewinnstreben, hat sie ein Nachdenken in weiten Kreisen der Bauern, aber auch der gesamten Bevölkerung angeregt. Nicht nur in Mals selbst, sondern in ganz Südtirol und auch international findet der Malser Weg Beachtung. Die Ankündigung von Landesrat Schuler, seinen Hof teilweise auf biologische Produktionsweise umzustellen, ist vielleicht auch auf diese Initiative zurückzuführen. Dies hat sicherlich eine zusätzliche positive Signalwirkung. Aus diesen Gründen ist Johannes Fragner-Unterpertinger, der Sprecher des Promotorenkomitees der Volksabstimmung für eine  pestizidfreie Gemeinde Mals, für mich der „Kopf des Jahres“ Ich wünsche ihm weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen auf seinem Weg. Er möge sich auch in Zukunft nicht durch unqualifizierte Zurufe einzelner Personen, welche die Zeichen der Zeit nicht erkennen, beeinflussen lassen.

20180111_Leserbrief_Harald-Weis_TRAMINvon Harald Weis, Tramin
Wenn ein Apotheker laufend den Einsatz chemischer Stoffe in der Landwirtschaft verdonnert, ist es mit der Glaubwürdigkeit nicht weit her. Der Großteil der Umsätze in einer Apotheke wird mit Mitteln chemischen Ursprungs erwirtschaftet, hergestellt von denselben Konzernen. Studien belegen, dass ein Drittel der Medikamente falsch oder zu viel verschrieben bzw. verkauft werden. ln Deutschland ergab dies eine Verschwendung von 19 Milliarden Euro. Ein Großteil der Medikamente und Kosmetika landen direkt oder indirekt im Abwasser und somit in den Gewässern, was einer massiven „Abdrift“ gleichkommt. Bis zu 150 verschiedene Wirkstoffe solchen Ursprungs wurden in Gewässern nachgewiesen. Da gibt es wenig Skrupel, Medikamente, Kosmetika etc. in Mengen über den Ladentisch wandern zu lassen, um die Kasse zu füllen. Nicht nur Medikamente sind für Mensch und Umwelt problematisch. Ein großer Teil der Inhaltsstoffe von Kosmetika werden zu den sogenannten endokrinen Disruptoren gezählt, Stoffe welche auf den Hormonhaushalt wirken; einige stehen auch unter Verdacht, krebserregend zu sein. Chemikalien welche ohne Verschreibung verkauft und direkt auf Haut, Haar, Lippen etc. kommen.

 

20180111_Leserbrief_Juergen-Lesker_VERDINSvon Jürgen Lesker, Verdins
Als wirr, despektierlich und ziemlich daneben erscheint mir der Beitrag „Vorausgeschickt“ auf Seite 1 der „Dolomiten“ vom 5. Jänner zum Pestizid-Thema. Wenn eine Gemeinde eine demokratische Entscheidung zum Pestizid-Einsatz trifft und diese vom Bürgermeister konsequent vertreten wird, sollte Günther Heidegger als Redakteur das erst einmal respektieren. Wenn er lieber durch Pestizid belastete Obstwiesen wandert als durch saubere, unbelastete, sagt das bereits doch Wesentliches aus. Ich komme gerne im Winter nach Südtirol, um hier einen Urlaub zu verbringen. Ich habe aber auch bei einem Frühjahrs-Aufenthalt vor ca. 5 Jahren den Pestizid-Einsatz miterleben müssen. Je nachdem, wo man sich befindet, ist das ein Spießrutenlauf, um pestizidfeie Luft atmen zu können. Wie man sich das freiwillig antun kann, ist mir schleierhaft, wie man das aber Kindern und Heranwachsenden zumutet, ist absolut inakzeptabel. Gift ist Gift und bleibt Gift. Ich hoffe für Südtirol, dass die Vernunft mehr Beachtung findet als die weit verbreitete Hast nach Umsatz und Gewinn. Denn nur davon profitiert der allergrößte Teil der Bewohner und der Gäste Südtirols.

Datei: 20180111_Wer_hat_da_noch_den_Durchblick.pdf
(alle 5 Artikel als PDF zum Herunterladen)

Quelle: © Tageszeitung Dolomiten – 11.01.2018
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