Welchen Schutz haben Anwohner vor den giftigen Pestizidschwaden der Weinberge?
Es ist die klassische Konstellation: David gegen Goliath. Die kleine Bürgerinitiative „Giftalarm“ (Alertes aux Toxiques) mit der Anti-Pestizid-Aktivistin Valérie Murat an der Spitze gegen Big Business – gegen den CIVB. Der vertritt 12.000 Winzer aus der größten und bekanntesten Weinregion der Welt. Es geht um Gift, Geld und Gesundheit.
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Die Pestizidwolken über dem Bordelais entluden sich am 5. Mai 2014. In Villeneuve-de-Blaye, einem Weindorf mit 390 Einwohnern, 50 Kilometer nördlich von Bordeaux gelegen, haben die Schüler an jenem Tag Gesangsunterricht auf dem Pausenhof. Wegen der warmen Temperaturen hat die Lehrerin den Unterricht ins Freie verlegt. Kindergesang in der Frühlingssonne. Doch das Singen muss abgebrochen werden, als immer mehr Schülern schlecht wird. Einige haben Pusteln auf der Haut, rote Augen, Schwindelattacken, Kopfschmerzen, sie müssen sich übergeben. Auch der Lehrerin wird übel.
Die Ursache ist schnell gefunden. Direkt neben dem Pausenhof, nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt, beginnen die Weinberge. Gleich in zwei Weingütern, Castel la Rose und Château de Barbe, laufen die Traktoren. Sie versprühen Fungizide – toxische Pflanzenschutzmittel, die die Reben vor Pilzkrankheiten schützen sollen. Die Abdrift hat die singenden Schüler auf dem Pausenhof erwischt.
Sechs Jahre später, am 19. November 2020, verurteilt das Appellationsgericht in Bordeaux die beiden Weingüter im Berufungsverfahren zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro wegen „unsachgemäßer Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln“. Die Weinbauern hätten Vorkehrungen treffen müssen, um die Schüler vor den Verwehungen des kräftig blasenden Windes zu schützen, heißt es im Urteil. „Ein Paukenschlag“, kommentiert die örtliche Presse das Urteil. Der Fall sorgt in Frankreich weit über die Region hinaus für Aufsehen. Es geht schließlich um das Bordelais und es geht ums Grundsätzliche: Welchen Schutz haben Anwohner vor den giftigen Pestizidschwaden der Weinberge?
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