Die Rolle der Geschlechter
Obwohl der Weltagrarbericht eindringlich vor jeder Hoffnung auf Patentrezepte warnt, lässt er dennoch keinen Zweifel daran, dass die Achtung fundamentaler Rechte von Frauen, v.a. auf dem Lande in Asien und Afrika, die mit Abstand effektivste Maßnahme zur nachhaltigen Überwindung von Hunger und Armut ist. Dies beginnt mit dem Grundrecht auf körperliche Selbstbestimmung und der Entscheidung darüber, ob und wann Frauen heiraten und Kinder zur Welt bringen wollen.
Das Recht, Lesen und Schreiben zu lernen sowie Land, Wasserrechte, Tiere und andere Produktionsmittel, gar ein eigenes Konto zu besitzen, entscheidet über die Chancen von Frauen, sich selbst und ihre Familien durchzubringen. Wo sich diese Chance bietet, ergreifen Frauen sie meist entschlossener und zielstrebiger als Männer. Wo sie zudem Möglichkeiten der Selbstorganisation und Zugang zu gesellschaftlichen Entscheidungen erlangen, profitiert die gesamte Gemeinschaft.
Gleichberechtigung – das beste Rezept gegen Hunger
Noch immer sind Frauen und Mädchen stärker als Männer von Armut, Hunger und Krankheit betroffen. In der Familie bleiben für sie oft der kleinere Teil zu knapper Rationen und auf dem Arbeitsmarkt buchstäblich Hungerlöhne. Mütter leiden am meisten unter dem Mangel an ausgewogener Ernährung und medizinischer Versorgung. Die Verantwortung für das Überleben der Kinder verlangt ihnen zusätzlichen Verzicht ab. In Afrika und weiten Teilen Asiens tragen Frauen auf dem Land die Hauptverantwortung für die Versorgung ihrer Familie und stellen den größten Teil kleinbäuerlicher Subsistenzarbeit. Weil offizielle Statistiken nicht entlohnte Arbeit, ob im Garten, auf dem Feld oder im Haushalt, praktisch nicht erfassen, geben sie generell nur unzureichend ihren wirklichen Arbeitsanteil wider. Frauen auf dem Lande in Afrika und Asien sind von dieser speziellen Form der Diskriminierung oft doppelt betroffen.
Feminisierung der Landwirtschaft
Die Zahl der von Frauen geführten Haushalte steigt infolge von Bürgerkriegen, AIDS und Abwanderung auf der Suche nach bezahlter Arbeit. Der Weltagrarbericht spricht von einer „Feminisierung der Landwirtschaft“, die tiefgreifende und weitreichende, positive wie negative, Auswirkungen habe.
Die Qualifizierung, Beratung und agrartechnische Ausbildung von Frauen müsse deshalb ein Schwerpunkt künftiger Entwicklung sein und mit dem Ausbau der Zahl von Agrarberaterinnen und -wissenschaftlerinnen beginnen
Fakten & Zahlen
Die globale Jagd nach Ackerland in Afrika beeinträchtigt den Zugang zu Land von Frauen und damit auch die Lebensmittelproduktion. Wenn Investoren um Ackerflächen werben, ist das Mitspracherecht der Frauen oft eingeschränkt. Verlieren sie das zum Anbau oder Sammeln von Nahrung genutzte Land, steht die Ernährungssicherheit der Familien auf dem Spiel.
Nur 5% aller landwirtschaftlichen Beratungsdienste kommen Bäuerinnen zugute laut einer FAO-Untersuchung in 97 Ländern. Weltweit sind nur 15% der landwirtschaftlichen Berater Frauen. Lediglich 10% der finanziellen Hilfen für Land- und Forstwirtschaft und Fischerei begünstigen Frauen.
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