Weltmarkt und Handel
Das Elend bäuerlicher Landwirtschaft und seine Folgen für Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit sind häufig das Ergebnis eines ungleichen Konkurrenzkampfes zwischen großen, weltmarkt- orientierten Unternehmen und kleinbäuerlichen Familienbetrieben; ganz zu schweigen von Millionen Höfen, die bestenfalls genug, häufig sogar zu wenig für die eigene Versorgung produzieren (laut Weltagrarbericht). Nur bei auskömmlichen Preisen werden sie mehr produzieren, als sie verbrauchen können und so zu mehr Ernährungssicherheit und Vorsorge beitragen.
Voraussetzung dafür ist der Zugang zu einem Markt und die Möglichkeit, bei überschaubarem Risiko zu investieren. An diesen Grundvoraussetzungen scheitern heute Millionen von Bäuerinnen und Bauern, denen selbst der lokale und nationale Markt verschlossen bleibt. Es mangelt dafür an Infrastruktur, Anreizen, Information, Konkurrenzschutz und systematischer Entwicklung. Billige internationale Fertigprodukte finden oft leichter Zugang zu den Märkten der Städte des Südens als Produkte der eigenen Region.
Die internationalen Terms of Trade – die Bedingungen des globalen Agrarhandels – entstanden in der Kolonialzeit des 19. Jahrhunderts und werden heute durch die Welthandelsorganisation WTO und eine Vielzahl bilateraler und multilateraler Handelsabkommen geregelt. Ihr einziges Ziel ist die Ausdehnung und Liberalisierung des internationalen Handels durch Abschaffung von Zöllen und Handelsbeschränkungen. Freie Märkte und weltweite Konkurrenz, so die Theorie, senken die globalen Kosten der Produktion und steigern dadurch den Wohlstand. Ob dies für die landwirtschaftliche Produktion und gleichzeitige Pflege der begrenzten natürlichen Ressourcen unter ökologisch und sozial völlig unterschiedlichen lokalen Bedingungen überhaupt zutreffen kann, wird vielfach bezweifelt.
Unstrittig ist, dass die derzeitigen Weltmarktbedingungen für Agrarprodukte nicht der Grundversorgung mit gesunden Lebensmitteln und ihrer nachhaltigen Produktion dienen. Dazu müssten sie dem Welt-Agrarbericht zufolge radikal verändert werden. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Rohstoffe sind seit dem 2. Weltkrieg bis etwa zur Jahrtausendwende fast kontinuierlich gefallen. Entsprechend sank das Einkommen der Mehrzahl der Landwirte weltweit. In Industriestaaten ging vor allem die Zahl der Landwirte zurück und stieg die Größe der Höfe. Gleichzeitig wuchs der relative Betriebsaufwand für Maschinen, Agrarchemie, Energie, Saatgut und anderen Input im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft. Noch dramatischer stieg der Anteil der Verarbeitung und des Handels mit Lebensmitteln an der Wertschöpfung.
Fakten & Zahlen:
https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/weltmarkt-und-handel.html
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