„Die Demokratie funktioniert leider nicht mehr“
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Unermüdlich kämpft Jean Ziegler gegen die Windmühlen des 21. Jahrhunderts. Der ehemalige Nationalrat publiziert Buch um Buch, und provoziert die Mächtigen wie eh und je. Im Interview spricht der 85-Jährige über die Klimabewegung, Empathie und warum der Mensch heute wie eine Ware funktioniert.
Warum ändern die Mächtigen die Verhältnisse nicht?
Weil sie gefangen sind und unter einem unglaublichen Sachzwang stehen, diese Geldsäcke, die Millionen verdienen. Mit den astronomischen Summen kommt der Sachzwang. Sie müssten aus ihrer gesellschaftlichen Rolle austreten. Aber das ist unmöglich, das können die gar nicht, die leben in einer total schizophrenen Existenz. Dann reden sie schön über Freiheit, mit Überzeugung. Und machen Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel. Stell Dir vor, wenn einer dieser Oberbonzen den Zug nähme, am Paradeplatz ausstiege und sagen würde: Von jetzt an machen wir keine Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel mehr …
… dann?
Das könnte er gar nicht machen! Oder nehmen Sie Nestlé, den grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt: Die machen Profit, weil sie die Kaffeepreise in Äthiopien oder Kolumbien so weit unten behalten, bis alle Konkurrenz ausgeschaltet ist und sich ihre Preispolitik durchsetzt. Millionen Leute leben in fürchterlichstem Elend wegen den Kaffeepreisen, der Ankaufspolitik von Nestlé. Und wenn jetzt der Präsident in Vevey den Verwaltungsrat und die Direktion zusammennimmt und sagt: Von heute an zahlen wir allen einen anständigen Preis, und zwar jedem Bauern in Äthiopien. Das würde heissen, dass so und soviel Milliarden Reingewinn für die Aktionäre weg fiele. Und das wiederum würde heissen, dass der Präsident nach drei Wochen nicht mehr Präsident von Nestlé wäre. Punkt Schluss.
Aber wir können etwas ändern?
Natürlich. Entweder ändern wir die Welt, oder es macht niemand! Georges Bernanos, der französische Schriftsteller, sagte: Gott hat keine anderen Hände als die unseren. Dass Unruhe ist in der Herrschaftsklasse, ist unbestreitbar.
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