Die Abholzung geht unvermindert weiter

Die ersten Zahlen deuten auf eine katastrophale Saison für den brasilianischen Regenwald hin. Januar und Februar gehören eigentlich zur Regenzeit im Amazonasgebiet, was die Abholzung normalerweise reduziert. Doch 2020 bildet hier eine Ausnahme: Zahlen der brasilianischen Weltraumagentur zeigen, dass allein in diesen beiden Monaten 470 Quadratkilometer Regenwald im Land verloren gegangen sind, 70 Prozent mehr als 2019 – dem Jahr, in dem die Brandrodung am Amazonas weltweit Schlagzeilen gemacht hat.

Und die Fläche ist sogar noch größer als 2016, als eine von El Niño ausgelöste Dürre die Feuer begünstigt hatte. »Der Trend ist sehr besorgniserregend. Er zeigt eine kontinuierliche Zunahme der Entwaldung verglichen zum Vorjahr«, sagte der brasilianische Ökologe Carlos Nobre von der Universität in São Paulo gegenüber dem »New Scientist«. Nach jahrelangen Rückgängen der Entwaldungsrate zeigen sich also immer deutlicher die Folgen der Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der gezielt Umweltschutzgesetze schwächt oder aufhebt und zur Erschließung des Amazonasbeckens aufruft. Zudem strich er Behörden Gelder, so dass diese Verstöße gegen Umweltgesetze kaum oder gar nicht mehr ahnden können. Und er hat ein Gesetz eingebracht, dem zufolge Bergbau oder Landwirtschaft auch in Schutzgebieten indigener Völker erlaubt sein sollen. Die zunehmende Entwaldung könnte schon in wenigen Jahren dafür sorgen, dass das gesamte Ökosystem Amazonien zusammenbricht, fürchten Geowissenschaftler. Außerdem verringert sich die Senkenwirkung des Regenwalds: Er nimmt immer weniger Kohlenstoff auf und wirkt daher nicht mehr als Puffer gegen die Erderwärmung.

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