Pestizide und Luftverfrachtungen. Was wissen wir darüber?

Schweiz, Maya Graf, Nationalrat: 19.3101 Interpellation

14 weitere Schweizer Nationalräte unterzeichnen diese Anfrage mit
Das Münchner Umweltinstitut untersuchte 2018 im italienischen Vinschgau die Belastung durch Pestizide über die Luft. Von 29 untersuchten Pestiziden konnten 20 nachgewiesen werden, zwölf auch innerhalb einer geschlossenen Ortschaft und sechs auf 1600 m.ü.M, abseits in einem Seitental. An einer Messstelle wurde elf Wirkstoffe gemessen, darunter zwei Fungizide, welche die Wirkung eines ebenfalls nachgewiesenen Insektizids auf Bienen um das Zigfache vergrössern („Cocktail-Effekt“). Die 2019 publizierte grösste derartige Studie aus Deutschland weist über 100 luftverfrachtete Pestizid-Wirkstoffe an 47 Standorten nach. Unter anderem wurde Glyphosat an 55 Prozent der Standortproben festgestellt, obwohl es gemäss Zulassung in der Luft nicht mobil ist.

Ich bitte den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Gibt es in der Schweiz Untersuchungen über die Verbreitung von Pestiziden auf dem Luftweg, und ist ein systematisches Monitoring geplant?
  2. Was sagt er zu den frappanten Resultaten der kürzlich veröffentlichten deutschen TIEM-Studie (2019): „Biomonitoring der Pestizid-Belastung der Luft“?
  3. Wie wird dieser Verbreitungsweg bei der Zulassung berücksichtigt, und was passiert, wenn nachträglich eine viel grössere Volatilität festgestellt wird (beispielsweise beim Glyphosat)?
  4. Wie geht die Zulassungsbehörde mit dem Cocktail-Effekt um?
  5. Wie kann das Vorsorgeprinzip angewendet werden, so dass Wohn- und Schutzgebiete, Tourismus und der Biolandbau vor Immissionen geschützt werden können?
  6. Reicht der Aktionsplan Pflanzenschutz noch aus, um das Problem der Windverfrachtung von Pestiziden angemessen zu lösen? Welche zusätzlichen Massnahmen wären nötig?

Link: www.parlament.ch/ratsbetrieb/

Die Messungen des Umweltinstitutes München im Vinschgau sind also europaweit wahrgenommen worden, u.a. auch in einer parlamentarischen Anfrage im Schweizer Nationalrat.