Erstmals hat ein Gericht die neurologische Schädigung durch Pestizide im Bordelais vorbehaltlos anerkannt. Das hilft den anderen ‹kleinen Händen›, die für 1200 Euro im Monat in den Weinbergen arbeiten.
Wisst ihr eigentlich, dass die zuständige EU nie Grenzwerte für den Pestizidgehalt im Wein festgelegt hat. Auf den Weinetiketten finden sich deshalb keinerlei Angaben.
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Das Beben im Bordelais fand am 5. Mai 2014 statt, doch die Erschütterung ist bis heute spürbar – sie wird sogar immer stärker. Sylvie Nony zeigt auf das Epizentrum und sagt: «Hier, am Rande des Pausenplatzes, begann alles.» Wir sind in Villeneuve-de-Blaye, einem kleinen Weindorf nördlich von Bordeaux, und die ehemalige Physik- und Chemielehrerin Nony erzählt: In jenen Maitagen vor fünf Jahren sei es schon relativ heiß gewesen, die Schüler hätten ihren Gesangsunterricht auf den Pausenplatz verlegt. Von jenseits des Zauns, wo die ersten Reben sprossen, war der Lärm von Traktoren zu hören. Auf einmal begannen sich die 23 Primarschüler über Kopf- und Bauchschmerzen zu beklagen; einige bekamen Schwindelgefühle, rote Augen, Hautausschläge.

Die Feuerwehr wurde gerufen, die Bürgermeisterin, der die Weinberge gehören, alarmiert. «Alle wussten, was los war: Der Wind hatte Pestizidwolken von den unmittelbar benachbarten Weinbergen herübergetragen», meint Nony, noch heute erbost. Heute sind die Rebstöcke, die unmittelbar an das Schulareal angrenzten, verschwunden. Dafür taucht jetzt die Bürgermeisterin persönlich auf, Catherine Vergès, Inhaberin des größten Châteaus am Ort. Noch aus der Ferne ruft sie, das Betreten des Geländes sei Unbefugten verboten. Die Affäre spaltet das Bordeaux-Gebiet zutiefst