Pestizide am Pranger

POLITIK: VOLLMUNDIGE VERSPRECHEN und UNZULÄNGLICHE TATEN. Das dramatische Insektensterben und seine möglichen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind wissenschaftlich belegt. Doch die Politik reagiert nur zögerlich und scheut zu häufig den Konflikt mit der Agrarindustrie. Pestizide am Pranger- Unmüßig verwies dabei darauf, dass mit der Bayer AG und BASF neben Syngenta und DowDuPont gleich zwei deutsche Unternehmen zu den weltweit vier größten Pestizid-Produzenten zählten.

Diese würden in der EU längst verbotene oder nicht mehr lizenzierte Pestizide weiter global verkaufen. „Mit dem Resultat, dass in Kenia fast 50 Prozent der Pestizide hochtoxisch für Bienen sind und in Brasilien über 30 Prozent“, sagte Unmüßig. Die Bundesregierung müsse während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 Weichen für eine europaweit nachhaltige und für Bauern existenzsichernde Agrarwirtschaft stellen, forderte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. So sollten zehn Prozent der Agrarfläche beispielsweise für Hecken und Blühstreifen genutzt werden, um die Insektenvielfalt zu stärken. EU-Agrarmittel sollten in die Umstellung von konventioneller zu ökologischer Landwirtschaft fließen. Kritik gab es bei der Vorstellung des Atlas auch am Mercosur-Handelsabkommen zwischen Brasilien und der EU sowie geplanten Handelsabkommen mit China, deren Ziel weiter ausschließlich billige Produktionsbedingungen seien. Arten- und Klimaschutz würden erneut auf der Strecke bleiben, kritisierten beide Organisationen.

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